von Lutz Götze
Vor nicht einmal sechs Monaten verurteilte ich in einem Essay die sich anbahnende Große Koalition von CDU/CSU und den Sozialdemokraten. Unter Verweis auf Bertolt Brechts Verse vom Untergang Karthagos – Das große Karthago führte drei Kriege. Es war noch mächtig nach dem ersten, noch bewohnbar nach dem zweiten. Es war nicht mehr auffindbar nach dem dritten – prophezeite ich dem Machtbündnis ein baldiges Ende und den Koalitionären einen rasanten Vertrauensverlust in der Bevölkerung. Es ist schneller dazu gekommen, als selbst ich es für möglich gehalten hätte. Schlimmer noch: Der unmittelbare Anlass des Scheiterns hätte nichtiger und lächerlicher nicht sein können.
von Detlef Müller
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren!
Meine Heimatstadt Chemnitz steht seit Ende August als bedrückendes Sinnbild für die Zerrissenheit dieses Landes. Sie, Herr Kollege Gauland, haben gestern gesagt, der innere Frieden in unserem Land sei gefährdet, ein Riss gehe durch unsere Gesellschaft. Aber Sie, die AfD, wollen gar keinen inneren Frieden in unserem Land. Sie reißen diesen Riss und diesen Graben immer weiter auf. Das wird auch heute hier im Plenum wieder deutlich.
von Ernst Eichengrün, Ulrich Schödlbauer und Gunter Weißgerber
Chemnitz wird uns in allen seinen Dimensionen noch lange beschäftigen. Ob die Vorkommnisse nun wirklich die Bezeichnungen, die ihnen zugedacht worden sind, verdienen, ob also die Ausschreitungen so groß waren wie berichtet, spielt dabei keine Rolle. Zwar waren die Hogesa-Krawalle in Köln schlimmer, doch man sollte Chemnitz nicht kleinreden oder relativieren. Oft genügen ja selbst kleinere Anlässe, um Schrecken zu verbreiten und eine große Krise loszutreten, vor allem dann, wenn dabei gleich mehrere Aspekte im Spiel sind.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G