
von Wolfgang Lieb
Ich beginne mit dem Positiven: Im internationalen Vergleich verfügt Deutschland nach wie vor über eine unter Vielfalts- und Qualitätsgesichtspunkten starke Medienlandschaft. Doch dieser Zustand ist in Gefahr. Denn seit gerade mal 25 Jahren – nämlich seit Tim Berners-Lee das World Wide Web erfunden hat – erleben wir einen grundlegenden Umbruch unseres Mediensystems.
Vor allem, wenn man auf die nachfolgende Generation schaut, verlieren die herkömmlichen Medien, insbesondere die Zeitungen, aber auch das Radio und sowohl das öffentlich-rechtliche als auch das private Fernsehen dramatisch an Bedeutung, zumal für die Verbreitung von Informationen, während das Medium Internet als Kommunikationsplattform kontinuierlich zunimmt, und zwar sowohl im Hinblick auf die Nutzungsmöglichkeiten, auf die Nutzungszeit als auch hinsichtlich des Meinungsbildungsgewichts.
von Vade Retro
Was ist ein Hype? Wie bei Allerweltswörtern üblich, reicht die Bedeutung weit über das ursprüngliche Feld – in diesem Fall das der Werbung – hinaus. Sie reicht von gruppenbezogener ›künstlicher Aufregung‹ bis zu mittleren und schwereren Fällen von künstlich ausgelöster ›Massenpsychose‹, ›Massenhysterie‹ und dergleichen. Es handelt sich also um Emanationen der Massenpsyche oder dessen, was man dafür hält. Stutzig macht das Wort ›künstlich‹, es deutet an, dass eine ihren Vorteil suchende Instanz bei der Auslösung die Hand im Spiel hat und dabei bestimmte Zwecke verfolgt, jedenfalls dann, wenn sie bei Sinnen ist und nicht selbst einem Wahn unterliegt – was nicht per se auszuschließen ist.
von Gerd Held
Die Überdehnungskrise des größten deutschen Autobauers kann nur mit einer eindeutig defensiveren Grundaufstellung überwunden werden.
(Die Zerstörung der unternehmerischen Vernunft, Teil III)
Die Aufgabe, vor der das Unternehmen Volkswagen steht – und vor der im Grunde auch die deutsche Wirtschaft steht – ist anders und schwieriger als die Aufgabe, die sich in einer Strukturwandels-Krise stellt. Bei so einer Krise weiß man, dass nach schmerzhaften Eingriffen ein sicheres neues Ufer schon da ist. Doch im Fall der Autoindustrie gibt es kein sicheres Ufer namens »Elektro-Automobilität«. Und auch das Ufer »Globalisierung« bietet heute nicht mehr einen konkurrenzlosen Vorsprung und hohe Erträge für die etablierten Automobilhersteller. Die Grundaufstellung, die bisher diese beiden Positionen setzte, erweist sich nun als nicht mehr haltbar. So steht eine schwierige Entscheidung an: Es muss ein strategischer Rückzug angetreten werden.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G