
von Ulrich Schödlbauer
Und Sie meinen also –? Sie meinen, wenn Amerika seine Sozialprogramme ein wenig hochfährt und bei den bösen Weißen ein paar Sprachregelungen durchsetzt, löst sich das dortige Rassenproblem in Wohlgefallen auf? Sie meinen, wenn die französische Regierung mehr EU-Gelder in die Pariser Vorstädte pumpt, schmilzt die Aggressivität der dortigen Gewaltszene wie Schnee in der Sonne? Sie meinen, wenn Israel … Aber ich sehe schon, Sie winken ab. Wenigstens das. Wie auch immer: Sie glauben, Sie hätten in Ihren aufgeräumten deutschen Schubladen die Lösung der Weltprobleme parat und die Verantwortlichen in jenen Ländern seien bloß zu dumm oder zu verantwortungslos oder zu arrogant oder zu ›rechts‹, um diese sehr einfachen Pläne umzusetzen? Sie glauben das wirklich?
von Klaus-Rüdiger Mai
Ich weiß, der Begriff der gebildeten Nation klingt bildungsbürgerlich, verstaubt und hoffnungslos gestrig, doch liegt in diesem Konzept genau die wichtigste Garantie dafür, dass weder Sie noch ich und erst recht nicht Ihre Kinder zu den Verlierern des Paradigmenwechsels werden, im Gegenteil, in der gebildeten Nation findet sich der Zauberstaub, der uns zu Gewinnern machen wird, wenn wir Freiheit, Demokratie, nationale Souveränität und europäische Verständigung als Konzert der Kulturen sichern, denn Deutschland hat nur einen einzigen bedeutenden Rohstoff, seine Bürger, und nur eine, wenn auch mächtige Ressource, die Bildung. Bildungspolitik ist Wirtschaftspolitik, ja die wichtigste wirtschaftspolitische Intervention. Wir werden Deutschlands Wohlstand als Wohlstand für alle Deutschen auch in Zukunft sichern und sogar mehren können, wenn wir den Wettbewerb bestimmen, wir wirtschaftlich besser sind. Verlieren wir im internationalen Wettbewerb – verlieren wir alles. Schneller und besser zu sein, das allein ist es, was Ihre und meine Zukunft sichert. Schneller und besser zu sein bedeutet, gebildeter zu sein, bedeutet, den wissenschaftlich-technischen Fortschritt voranzutreiben.
von Immo Sennewald
Ja, die ›gesellschaftlichen Zwänge‹, möchte einer ausrufen und dem Genossen Gysi in diesem Falle verständnisvoll zunicken. Wer sich Tag für Tag als Kader im Anzug mit Schlips bewegen, die Rituale des Apparates befolgen, Konferenzstühle drücken oder gar in Uniform und militärisch strammer Haltung Wutausbrüche seines Vorgesetzten ertragen muss, kann sich innerlich aufrichten, sobald er sich den Hauptabteilungsleiter, Oberst, gar Genossen Minister nackt vorstellt.
Einem von ihnen unbekleidet gegenüberzustehen war in der DDR durchaus möglich, denn nirgendwo sonst auf der Welt war ›Freikörperkultur‹ – FKK – landesweit so verbreitet, massenhaft beliebt und selbst außerhalb von Saunen, Kleingärten, Stränden anzutreffen, wie im »sozialistischen Staat deutscher Nation«. So beschrieb Artikel 1 der Verfassung 1968 – noch zu Zeiten von Walter Ulbricht – das Herrschaftsgebiet der SED.
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