von Don Albino
Wer schreibt, hat Gegner. Das ist ganz normal. Weniger normal, doch gar nicht selten ist Feindschaft, vor allem dann, wenn sie ins zweite und dritte Jahrzehnt geht: Dann wird sie mehr als lästig, bei manchen sogar gesundheitsbedrohend, vor allem dann, wenn sie sich auf flächendeckende Ignoranz stützen kann. Beschimpft statt gelesen – das trifft häufiger die guten als die miserablen Schriftsteller, weil … nun ja, weil es deutlich einfacher und überdies schneller geht. Es benötigt auch weniger … sagen wir IQ, um das leidige Thema abschließend zu benennen. Ich habe immer gewusst, dass IQ Hass erregt, jedenfalls zu Erregungen führt, die eine Gesellschaft, die auf sich hält, tunlichst vermeiden sollte. Es gibt Parteien, in deren Reihen sollte man die Sache erst gar nicht erwähnen, andernfalls droht das Ausschlussverfahren. Ach, es ist nicht die Intelligenz allein… Es genügt auch eine gewisse Halsstarrigkeit, die aus Einsicht stammt, soweit sie nicht simpler Logik geschuldet ist. ›Geschuldet‹… Bei diesem Wort feixen die Büttel im Dunkeln und halten sich bereit.
von Felicitas Söhner
Karol Czejarek: Autobiografia. Moja droga przez zycie, Zagnansk (Swietokrzyrskie Towarzystwo Regionalne) 2024, 414 Seiten
Autobiografien sind ein schwieriges Genre. Zu oft geraten sie zur Selbstbeweihräucherung oder versacken in endlosen Anekdoten. Karol Czejareks Mein Weg durch das Leben aber macht es anders. Das vor kurzem auf polnisch erschienene Werk ist nicht bloß eine Erinnerungsschau, sondern ein Dokument, das ein Jahrhundert europäischer Geschichte durch ein individuelles Prisma erfahrbar macht. Hier erzählt einer, der nicht nur Zuschauer war, sondern Akteur – zwischen Polen und Deutschland, zwischen Literatur und Politik, zwischen kulturellem Engagement und persönlichen Verlusten.
von Ulrich Schödlbauer
Jobst Landgrebe / Barry Smith: Why Machines Will Never Rule the World. Artificial Intelligence without Fear, 415 Seiten, New York und London (Routledge), 2. Auflage 2025
Einst stellte Noam Chomsky die Frage: »Who rules the world?« Bis heute gibt es darauf eine klare und eindeutige Antwort: Solange keine Weltregierung existiert, niemand. Allerdings hat sich, so weit westliche Machtprojektion reicht, eine etwas andere Auffassung festgesetzt. Sie lautet: Wer sonst als die Vereinigten Staaten von Amerika, the most powerful power in the world, könnte hier wohl gefordert sein? Die Weltregierung wäre, betrachtet man sie aus der Perspektive von Hobby-Politologen, eine Art Nebentätigkeit der US-Regierung, legitimiert durch die überwältigende militärische und vor allem ökonomische Macht, die sie repräsentiert. Zwar weiß alle Welt, dass auch die Welt-Ordnungsmacht Abstriche machen muss, empfindliche sogar, und dass sie hin und wieder, schon aus Gründen der Finanzierbarkeit, über ihre Rolle ins Grübeln gerät. Aber in einem verbalen Spektrum, in dem Anspruch und Realität noch immer fast bruchlos ineinander übergehen, tut das nichts oder wenig zur Sache.