von Vade Retro
Die Welt ist ein Dschungel, sprach das Eichhörnchen und verschwand im Wipfel des Baumes, wo bereits Shir Khan, der Herrscher der Wildnis, auf es wartete und es verdrückte.
Verdrück dich selbst, entfuhr es dem Straßenarbeiter, der die Szene beobachtet hatte, und er warf die Maschine an, die er beherrschte. Sie war groß und stark und kein Dschungel war ihr gewachsen.
Amerika ist groß, seufzte der Dschungel, wer mich für die Welt hält, der muss eine beschränkte Weltsicht sein eigen nennen. Aber das macht nichts, fuhr er hastig fort, denn er spürte die Schere im Nacken: Besser beschränkt als beschlagen. So muss es sein.
Im Paradies der Tiere ist das Eichhörnchen das Wesen, das aufwärts flieht. Anders als seine fliegenden Brüder und Schwestern, die loslassen, wenn der Zeitpunkt gekommen ist, krallt es sich fest, so hoch es auch kommt. Auf seine Krallen, das weiß es, ist Verlass, auf nichts sonst.
von Ulrich Schödlbauer
Keine Kulturmacht liegt dem Menschen näher als das Vergessen ... so nahe, dass er sie bei seinen Berechnungen regelmäßig vergisst. So vertraut ist ihm die dauernde Bedrohung aus den Tiefen des eigenen Unvermögens, Eindrücke, Dinge, Assoziationen und Gedankenflüsse dauerhaft und verlässlich festzuhalten, dass er nicht anders zu denken vermag, als sei Kultur die unwandelbare Verfügung über alles, was je überliefert wurde. Im kulturellen Gedächtnis, so denkt er unwillkürlich, liegt alles bereit, was je überliefert wurde, sofern nicht gewaltsame Ereignisse die Überlieferungskette sprengten. Und selbst dann – selbst an solchen Stellen, angesichts rauchender oder erkalteter Trümmer-Enden, kann der nimmermüde Geist nicht anders, er muss so denken: Rekonstruktion ist möglich, sie muss möglich sein, sie ist schon im Gange, wenn das Bedauern begann.
von Don Albino
Wer schreibt, hat Gegner. Das ist ganz normal. Weniger normal, doch gar nicht selten ist Feindschaft, vor allem dann, wenn sie ins zweite und dritte Jahrzehnt geht: Dann wird sie mehr als lästig, bei manchen sogar gesundheitsbedrohend, vor allem dann, wenn sie sich auf flächendeckende Ignoranz stützen kann. Beschimpft statt gelesen – das trifft häufiger die guten als die miserablen Schriftsteller, weil … nun ja, weil es deutlich einfacher und überdies schneller geht. Es benötigt auch weniger … sagen wir IQ, um das leidige Thema abschließend zu benennen. Ich habe immer gewusst, dass IQ Hass erregt, jedenfalls zu Erregungen führt, die eine Gesellschaft, die auf sich hält, tunlichst vermeiden sollte. Es gibt Parteien, in deren Reihen sollte man die Sache erst gar nicht erwähnen, andernfalls droht das Ausschlussverfahren. Ach, es ist nicht die Intelligenz allein… Es genügt auch eine gewisse Halsstarrigkeit, die aus Einsicht stammt, soweit sie nicht simpler Logik geschuldet ist. ›Geschuldet‹… Bei diesem Wort feixen die Büttel im Dunkeln und halten sich bereit.