
von Herbert Ammon
In den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhundert, im Jahrzehnt nach dem Mauerfall, erlebte die Welt – theoretisch inspiriert und überhöht von neoliberaler Doktrin – den Siegeszug der ökonomischen Globalisierung. Unter der Ägide der KP vollzog China den Aufstieg zur weltweit zweitstärksten Wirtschaftsmacht. Im Gefolge einer radikalliberalen Schocktherapie fiel das postsowjetische Russland in die Hände der Oligarchen. Die sich in China maßlos verschuldenden USA zielten – auf der Basis des nordamerikanischen Freihandelsabkommens NAFTA – auf einen global liberalisierten Weltmarkt. Parallel dazu setzten massive Flucht- und/oder Migrationsbewegungen aus dem »globalen Süden« in die Wohlstandszonen des Nordens ein.
von Max Ludwig
Lieber Freund,
weil Du der einzige unter denen bist, deren Ansichten zum NATO-Stellvertreterkrieg in der Ukraine ich ablehne, von dem ich dazu aber etwas gelernt habe, möchte ich Dir kurz meine Gedanken zu den Ereignissen dieses Konflikts seit unserem letzten Gespräch vor etwa sechs Wochen mitteilen.
Offensichtlich ist Russland dabei, seine territorialen Kriegsziele zu erreichen: Eroberung des Donbass, Charkows und der Schwarzmeerküste bis Transnistrien – wenngleich noch offen ist, ob Russlands Kräfte für die Einnahme Odessas reichen werden.
Die russische Armee und ihre lokalen Alliierten werden die ukrainischen, von der NATO ausgerüsteten und jahrelang ausgebildeten Streitkräfte besiegen. Die seit Kriegsbeginn stattfindende Nachrüstung durch die NATO und der Zufluss an westlichen Söldner und Ex-NATO Soldaten ist nicht ausreichend, ein großer Teil der vor dem Krieg vom Westen gut ausgebildeten ukrainischen Soldaten ist tot oder verkrüppelt, die Rekruten verfügen über unzureichende militärische Ausbildung und Praxis.
von Herbert Ammon
I.
Putins Krieg in der Ukraine, der die Deutschen aus ihrer jahrzehntelangen Friedensgewöhnung aufgeschreckt hat, ist das beherrschende Thema in Politik und Medien. Alle sind sich einig in der Empörung über den Aggressor Putin und im Entsetzen über die Schrecken des Krieges. Dissens, der sich weniger zwischen Regierung und Opposition als innerhalb der Ampel-Regierung – zwischen Kanzler Scholz und Außenministerin Baerbock, zwischen SPD-Fraktionschef Mützenich und FDP-Wehrexpertin Strack-Zimmermann – und über die Parteilinien hinweg abzeichnet, besteht allein hinsichtlich der Frage, wie dem Aggressor entgegenzutreten, d.h. wie die angegriffene Ukraine zu unterstützen sei und welches der richtige Weg zur Beendigung des Krieges sein könne.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G