
von Egon Bahr
Die Geographie bleibt die unveränderbare Konstante auf unserer Welt. Die Gewichte verändern sich, mit denen die Staaten Macht und Einfluss erhalten und erweitern wollen. Am Anfang des 21. Jahrhunderts sind wir Zeugen fundamentaler Gewichtsverschiebungen. Sie erfordern ein neues geostrategisches Denken. Die Lage Europas zwischen Amerika und Russland ändert sich zwar nicht, aber die Interessen der betroffenen Länder, das Eigene eingeschlossen, müssen unvoreingenommen und sorgfältig analysiert und dem Wandel angepasst werden.
von Lutz Götze
Griechenland im Frühjahr 2012
Griechenland bietet in diesen Wochen ein Bild der Tristesse. Wohl hat der Frühling den langen und außergewöhnlich kalten Winter vertrieben, prangen Apfelbäume und Ginster in voller Blüte, strahlt die Sonne vom azurenen Himmel: Doch die Gesichter der Menschen sprechen eine andere Sprache. Die Sparauflagen der Regierung, unter dem Druck der ›Troika‹ handelnd, haben die große Masse der Hellenen in bittere Armut gestürzt. Jene unter ihnen, die nach den Massenentlassungen im Öffentlichen Dienst noch über einen Arbeitsplatz verfügen, können – falls die Gehaltszahlungen überhaupt erfolgen – ihren Lebensunterhalt davon nicht bestreiten, geschweige denn an Urlaub oder größere Anschaffungen denken.
von Lutz Götze
Im Nachlass zum West-Östlichen Divan fasst Johann Wolfgang Goethe seine Vision eines friedlichen Neben- und Miteinanders des Ostens und Westens in die Worte:
Wer sich selbst und andre kennt
Wird auch hier erkennen:
Orient und Okzident
Sind nicht mehr zu trennen.
Sind sie es wirklich? Und, wenn ›Ja‹, warum gelingt es allenfalls in glücklichen Zeiten, also im kairós der griechischen Klassik?
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G