
von Peter Brandt
Am 18. Januar 1918 versammelten sich im St. Petersburger Taurischen Palais über siebenhundert frei gewählte Abgeordnete Russlands zur Eröffnung der Konstituierenden Versammlung. Bereits am nächsten Tag wurden sie von Roten Garden ausgesperrt; die Konstituante war aufgelöst.
von Peter Brandt
Natürlich bedeutete das katastrophische Ende des Krieges im Frühjahr 1945, das zugleich die Befreiung von der NS-Diktatur brachte, keine »Stunde Null« im buchstäblichen Sinn. Das in einer gegebenen Gesellschaft materiell und menschlich (auch mental) Vorhandene wirkt stets weiter, selbst bei noch so radikalen Brüchen. Und der militärische Zusammenbruch des Dritten Reiches bedeutete einen der tiefsten Einschnitte in der deutschen Geschichte.
von Peter Brandt
Die europäische Geschichte der ›deutschen Frage‹
Die ›deutsche Frage‹ ist seit jeher auch eine ›europäische Frage‹ gewesen: Für die Deutschen selbst beinhaltete sie seit rund 200 Jahren in erster Linie das Problem der nationalstaatlichen Einheit und selbstbestimmten inneren Gestaltung, für die Europäer hauptsächlich das Problem der Einfügung der »kritischen Größe« (K. G. Kiesinger) Deutschlands in die internationale Staatenordnung. Ich will in meinem Vortrag dafür keine Rezepte liefern, sondern aus der Perspektive des Historikers den Vorgang der Vereinigung Deutschlands 1989/90 einordnen. Dabei stimmt meine gemäßigt optimistische Einschätzung nur unter der Voraussetzung, dass es trotz anhaltenden Schwierigkeiten mittelfristig gelingen wird, die innere Einheit Deutschlands in ihrem materiellen Kern – als wirtschaftlich-soziale Einheit – zu verwirklichen, anstatt dass sich in Teilen der östlichen Bundesländer doch so etwas wie ein deutscher Mezzogiorno etabliert.
Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2024 Lucius Garganelli, Serie G