von Christoph Jünke
Noch vor einem Jahr veröffentlichte er sein jüngstes Werk, die beeindruckenden Geschichten von Marx und dem Marxismus im englischen Original (die deutsche Übersetzung ist erst vor wenigen Wochen bei Hanser erschienen), und fast bis zum Schluss vertrieb sich der britische Universalhistoriker Eric Hobsbawm seine Zeit mit kleinen, aber feinen Beiträgen für die London Review of Books. Nun (am 1. Oktober) ist er, im stolzen Alter von 95 Jahren, aus dem Leben und Arbeiten herausgerissen worden und von uns gegangen. Und es fällt schwer, nicht auch bei Hobsbawm an die Zeilen des russischen Dichters Jewgeni Jewtuschenko zu denken:
Über verdrängte Zusammenhänge, ungestellte Fragen und unausgewertete Archivbestände
von Gregor Kritidis
In der alten Bundesrepublik wurde die zeitgeschichtliche Forschung von dem historisch-moralischen Imperativ mitbestimmt, dass nie wieder Krieg von deutschem Boden ausgehen sollte, dass es nie wieder ungebremsten Terror gegen die innere Opposition und Andersdenkende geben und sich der industriell organisierte Massenmord nie wiederholen solle.
- Über Sinn und Unsinn des Streits um eine historische Tatsache
von Horst Helas
Immer wieder erlebe ich, dass sich Wissenschaftler, Publizisten und Politiker, die sich als ›Linke‹ verstehen, im Streit um Geschichtliches genauso verhalten wie es ihre Gegner erwarten. Sie begeben sich - oft freiwillig und aus Gewohnheit - in den Schützengraben des Kalten Krieges und gehen zur Rundum-Verteidigung über. Das geschichtliche Thema, ob es in der DDR Antisemitismus gegeben hat, woran das gelegen haben könnte und wie man dies heute von ›Links‹ kritisch und selbstkritisch bewerten sollte, ist dabei nur ein Thema von so vielen. Allerdings ein besonders sensibles.