
von Herbert Ammon
Im Sommer 1946 entdeckte die Cellistin Susanne Hirzel in der Zeitung einen Aufruf von Ricarda Huch Zeugnisse für ein Buch zum Gedenken der »Heldenmütigen« zu sammeln, die den Versuch gewagt hatten, das »klug gesicherte Schreckensregiment« zu stürzen. Die Schriftstellerin, über ihren Schwiegersohn Franz Böhm dem Widerstand des 20. Juli verbunden, hatte es sich »zur Aufgabe gemacht, Lebensbilder dieser für uns Gestorbenen« für ein solches Gedenkbuch aufzuzeichnen, »damit das deutsche Volk daran einen Schatz besitze, der es mitten im Elend noch reich macht.«
von Ulrich Schödlbauer
Im September 2022 teilt der Journalist Reitschuster seinem Publikum mit, ihm habe nunmehr die vierte Bank in Serie Geschäfts- wie Privatkonto gekündigt. Der Clou an diesen Kündigungen scheint, neben der Schikane als solcher, darin zu bestehen, dass anschließend die Kundenüberweisungen ins Leere laufen. Es ist anstrengend, Journalist in Deutschland zu sein.
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Kollegensolidarität: Achgut-Mitherausgeber Maxeiner springt dem gepiesackten Kollegen mit einem Artikel zur Seite. Wer gedacht hätte, er sei einer von vielen, sähe sich an jenem Morgen – wie auch an den kommenden – getäuscht.
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Weiterscrollend auf Reitschusters Seiten erfährt man, dass die Polizei damals Familie und Verwandtschaft besucht hat, um sich über ihn zu unterhalten, ohne Offenlegung der Gründe. Das gemahnt flüchtig daran, dass etliche Kilometer entfernt der ›Querdenker‹ Ballweg seit sieben Monaten in Untersuchungshaft sitzt, während, folgt man den öffentlichen Einlassungen der Anwälte, die Staatsanwaltschaft sich noch immer auf der Suche nach Bestätigungen für ihren Verdacht befindet.
von Ulrich Schödlbauer
Beraterwissenschaft und Alltagsterror. Mit der Politik der Lockdowns hat die Beraterwissenschaft in bislang ungekannter Weise ins Alltagsleben der Menschen eingegriffen. Die neue Macht soll, wie man den Medien entnimmt, verstetigt werden. Letzter Vorstoß des emeritierten Klima-Papstes (Schellnhuber): In Zukunft sei dem Einzelnen ein Kohlendioxid-Kontingent von drei Tonnen pro Jahr gewährt. Jedes weitere Gramm sei per Emissionshandel hinzuzuerwerben. So weit die Stimme der Wissenschaft.
von Herbert Ammon
Macht, Interessen und Moral
Ein Ende des vor knapp einem Jahr, am 24. Februar 2022, von Russland unter Präsident Putin eröffneten Ukraine-Krieges – und alles damit verbundenen Leides – ist vorerst nicht abzusehen. Im Gegenteil: Mit der nunmehr von der Bundesregierung beschlossenen – von Polen bereits zuvor eigenständig angekündigten – Lieferung deutscher Kampfpanzer des Typs Leopard II an die Ukraine steht eine weitere Eskalationsstufe bevor.
Wie sich das Kriegsgeschehen danach entwickelt, hängt von nicht berechenbaren Faktoren ab. Zusammengesetzt aus Machtverhältnissen und -projektionen, Interessen, Psychologie, Ideologie, militärischem Potential, Ressourcen und Strategie, ergibt sich ein ›modernes‹ politisches Puzzle. Eine Auflösung des Ukraine-Rätsels scheint in mehreren Varianten denkbar. Sofern wir eine Eskalation bis zum Einsatz von Atomwaffen ausschließen, dürfen wir über folgende Alternativen spekulieren:
a) der ›totale‹ Sieg der einen oder anderen Seite
b) beidseitige Erschöpfung, die am Ende zu einem wie immer gearteten Kompromissfrieden nötigt
c) ein Regimewechsel in Moskau oder Kiew, der den Weg zu Verhandlungen eröffnet
d) ein nachlassendes Interesse der USA, ein ›Einschlafen‹ des Krieges auf dem Gebiet der Ukraine sowie ein Erstarren der Fronten im Donbas.
von Ulrich Schödlbauer
Ich glaube, endlich habe ich die Lektion meines Körpers begriffen. Ich schlage mich auf die Seite der ›unfassbar vielen‹ Impftoten und gehe der Frage nach, warum sie sterben mussten und weiter sterben, während die anderen so weiterleben, wie sie es offenbar tun. Mit anderen Worten: Was noch kommt, sind meine Mémoires d'Outre-Tombe. Ich habe das nicht gewollt. Es hat sich ergeben, so wie sich Dinge im Raum ordnen, bloß durch die Schwerkraft. Man kann jenseits des Grabes leben, aber nicht jenseits der Schwerkraft, jedenfalls nicht auf diesem Planeten. Man kann versuchen sie aufzuheben, wie es Techniker tun. Es gibt Techniker des Sozialen, damit beschäftigt, die Kraft des Geschlechts aufzuheben – sie haben es geschafft, in die Regierungsapparate vorzudringen, aber die Resultate sind mager. Das Verhältnis von Aufwand und Ergebnis bleibt unbefriedigend. Apropos befriedigend … es gibt nichts Unbefriedigenderes als soziale Befriedigung, die mit der sexuellen kollidiert. Es gibt überwältigende Momente, aber auf Dauer … wird das nichts. Auch mit dem Verschweigen der Opfer wird das nichts. Eigentlich hat man es immer gewusst. Man hat andere überfahren und sich selbst, das klingt anders als ›übergangen‹, aggressiver, weit aggressiver, es riecht nach Aggression, that’s it. Es riecht nicht gut, was jetzt hochkommt.
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Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2023 Monika Estermann: Lascaux