
von Ulrich Schödlbauer
Wir wissen nicht, wer Uschi, Horst und Babs sind, ihre Spur verliert sich im Dunkel der Geschichte, aber ihr Blumenkübel ist geblieben. Man muss das festhalten (oder erinnern, wie der entsprechende Ausdruck lautet), damit es nicht eines Tages heißt, es habe sie nie gegeben und in Wahrheit hätten Eliza, Bob und Hilary der Welt den Kübel geschenkt… Die Wahrheit ist: Uschi, Horst und Babs sind ewig, weil sie allgegenwärtig sind. Dass sie überdies wahr sind, wie der Künstler lehrt, liegt weniger an Wladimir Iljitsch Lenin, dem die Welt das Original verdankt – natürlich ohne Hinweis auf unser Dreigestirn –, als vielmehr an ihrem Wesenskern. In ihm sind Bekennen und Wissen eins. Das Bekennen kommt vor dem Wissen und bringt es praktisch hervor. Man nennt das seit Kant den Primat der Praxis. Leider vergaß der Königsberger hinzuzusetzen, dass es die revolutionäre Praxis ist, die das Wissen um die wahren Weltverhältnisse hervorbringt. Aber das versteht sich – seit Lenin – praktisch von selbst.
von Ulrich Schödlbauer
Das Risiko unterzugehen wächst im Quadrat einer Erfahrung, die sich in die Worte fassen lässt: Hoppla, wir schwimmen ja! Der Glaube an sich selbst (und seine Sendung) treibt den Menschen hinaus, aber er fühlt sich nicht als Getriebener, sondern als Gestalter. Ein herrliches Gefühl, wenn man mich fragt, aber ein trügerisches. Das macht sich im Unglauben bemerkbar, der still und heimlich an der Wurzel des Glaubens nagt und ihn in immer größere Höhen klettern lässt, während er zäh seinen Fall betreibt. Man kann das gut an den öffentlich-unredlichen Investoren in die Meinungsvielfalt beobachten, deren Gesinnungsstärke stark vom Gewicht der Institutionen abhängt, die sie beherbergen. Im Rudel glaubt es sich besser. Andererseits kennt das Rudel sich selbst genau und weiß, wie wenig es bedeutet, was die Kollegin gerade ihren Zuhörern auftischt, und was dabei alles unter den Tisch fällt.
von Helmut Roewer
In diesem Beitrag beginne ich, einige Anregungen abzuarbeiten, die ich einer längeren Reise durch Namibia/Südwest Afrika im November und Dezember 2022 verdanke. Das Land ist, gelinde gesagt, ganz anders, als ich es mir vorgestellt hatte – viel reicher, viel ärmlicher und voller Zeugnisse eines fernen deutschen Kolonialerbes.
von Ulrich Schödlbauer
Wider das Vergessen: Wir wissen jetzt, wie das gemeint ist. Wir, die ›nach dem Kriege‹ Geborenen, haben im Schatten dieses Appells gelebt, wir haben zu verstehen geglaubt und die Aufgabe umstandslos auf das historische Geschehen bezogen, dessen Zeitzeugen wir, nach Lage der Dinge, nun einmal nicht mehr sein konnten. Wir haben uns, so gut es ging, an der ›Aufarbeitung‹ beteiligt – ein historisches Verdienst, dessen sich die Generation der späten Geburt von Anfang an brüstete und für das sie sich im Alter mit Ehren bedecken lässt, ohne, wie sich jetzt herausstellt, die psychische Dynamik kennengelernt zu haben, die dem Appell seine ganz eigene Bedeutung verleiht: anzugehen gegen die moralische Benommenheit, die den vom Albtraum des verbrecherischen Treibens Befreiten ins Licht taumeln lässt und den eigenen Anteil daran, das berühmte Mitmachen auf allen Ebenen, dadurch verwischt, dass sie die Überkomplexität des Geschehens in ein ›Das war alles ganz anders‹ umdeutet.
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Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2023 Monika Estermann: Lascaux