
von Hans von Storch
Climate Change isn’t Everything ist der Titel eines neuen Buchs von Mike Hulme, einem anerkannten Praktiker und Denker der Klimaforschung. Es ist kein Buch über den Klimawandel, sondern ein Buch über Klimapolitik und die gesellschaftliche Dynamik, die das Klima zum überragenden Thema und zur Herausforderung der heutigen Zeit werden ließen. Zumindest im Westen, insbesondere in der angelsächsischen Welt.
von Heinz Theisen
Internationalisten – Globalisten – Realisten
Unsere Urteile über den Krieg in der Ukraine hängen von unseren weltanschaulichen Vorannahmen ab. Deren Bewusstwerdung wäre eine Schritt zu einem offenen Diskurs – jenseits von Gut und Böse. Dabei träfen zwei Theorien aufeinander, die seit Jahrzehnten in unterschiedlichen Konstellationen immer wieder von neuem zusammenprallen.
Der so genannte ›Liberale Internationalismus‹ befürwortet die maximale Ausweitung der Demokratie. Dies fördere auch die wirtschaftliche Entwicklung und zudem den Frieden in der Welt. Demokratien würden keine Angriffskriege führen, eine Annahme, die allerdings von den USA häufiger widerlegt worden ist.
von Ulrich Schödlbauer
Der Erste Weltkrieg wurde in der Ersten, der Zweite in der Zweiten Welt ausgefochten. Zur Zeit des Ersten gab es keine Zweite und Dritte Welt, zur Zeit des Zweiten hingegen zwar eine Zweite, nicht jedoch die sogenannte Dritte. Man muss solche Feinheiten im Kopf haben, um mitreden zu können. Zur Zeit des Ersten jedenfalls, der bloß zwanzig Millionen Menschen das Leben kostete, hieß die Erste Welt unstreitig Europa – die mit dem Stier, Sie wissen schon. Über die Neue Welt Amerika konnte man unterschiedlicher Ansicht sein.
von Peter Brandt
Die Geschichtswissenschaft ist sich heute einig, dass die Übertragung der Regierungsgewalt an Adolf Hitler am 30. Januar 1933 und die folgende sogenannte ›Machtergreifung‹ der NSDAP weder unausweichlich war noch ein unglücklicher Zufall. Weder sind schon im wilhelminischen Reich oder gar früher die Weichen in Richtung des Hitlerschen »Radikalfaschismus« (E. Nolte) gestellt worden, noch war die Weimarer Republik ein totgeborenes Kind.
von Rainer Paris
Jeder radikale Protest lebt von einer fundamentalen Kritik. Diese zeichnet die Verhältnisse als sündhaft und verderbt und verspricht eine strahlende Zukunft. Um die Kluft zum Handeln zu überbrücken, muss sie sich zugleich zentrieren und verengen: Sie muss Gegner und Feinde identifizieren, die sie an den Pranger stellen kann, und sie muss Gründe und Begründungen beibringen, die die herrschenden Legitimationsmuster destruieren. Ohne eine gewisse Bornierung, ein aktuelles Stillstellen des Zweifels, gibt es kein Heraustreten aus dem Alltag, keine Initiative der Veränderung. Entschlossenes Engagement und Entschiedenheit haben, parallel zu den Effekten affektiver Vergemeinschaftung, immer auch kognitive Kosten.
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Sämtliche Abbildungen mit freundlicher Genehmigung der Urheber. Front: ©2023 Monika Estermann: Lascaux