von Ulrich Siebgeber
ich spreche von der meinen.
Bertolt Brecht: O Deutschland, bleiche Mutter! (1933)
Sprecht ihr von anderer Länder Versagen 
ich spreche von dem euren.
O Deutschland, bleiche Oase 
Wie sitzest du verlassen 
unter den Ungeduldigen. 
Unter den Findigen
fällst du ab.
Von deinen Branchen die fetten 
Machen sich aus dem Staub. 
Als ihre Sattheit groß war 
Haben deine Töchter und Söhne 
Die Daumen gesenkt. 
Das fiel draußen auf.
Mit gesenkten Daumen 
Planend den weltweiten Abriss 
Erschreckt vom Quaken der Frösche 
Lockt sie der Tunnel am Ende des Lichts. 
Darüber lacht man.
Auf deinen Straßen 
demonstriert die Zukunft. 
Aber die Gegenwart 
Muss schweigen. 
Ist es so recht?
Warum handeln dich weltweit die Börsen, aber 
das Bargeld verkriecht sich unter die Kissen? 
Die noch Steuern bezahlen 
berechnen ihren Konkurs, aber 
die Steuerflüchtenden wetten auf 
den radikalen Systemschnitt.
Und dabei sehen dich alle 
die Schrift an der Wand verbergen vor deinesgleichen 
Nachzulesen bei von den Hütern deiner Diskurse 
abgeschriebenen Schreibern.
Wann immer du tönst, die Zukunft beginne jetzt, lächelt die Konkurrenz. 
Aber wenn du Beschlüsse fasst, fasst sich jeder ans Hirn 
Als ließe sich dort etwas stoppen.
O Deutschland, bleiche Oase 
Wie haben deine Kakteen dir mitgespielt 
Dass du langsam zur Wüste wirst 
Ein Gespött unter Geiern.
