Globkult durfte, nach tastenden Anfängen, den Vorzug genießen, mit Peter Brandt und Gunter Weißgerber von zwei profilierten Herausgebern auf Kurs gebracht zu werden. Peter Brandt, der Sohn Willy Brandts, und Gunter Weißgerber als Mitbegründer der Sozialdemokratischen Partei in der ihrer Auflösung entgegen taumelnden DDR wurden und werden nicht müde, sozialdemokratisch inspirierte Alternativen zum Regierungskurs zu formulieren. Das hat sie nicht davon abgehalten, Globkult weit für Analysen unterschiedlicher Herkunft und Ausrichtung zu öffnen, vorausgesetzt, sie lassen eine gewisse Grundliberalität in den Auffassungen der Autoren erkennen. Manchen Autoren wurde die Spanne früher oder später zu breit – die modische Tendenz zur Haltungsbekundung fordert ihren Tribut.
Nach 20 Jahren IABLIS-Herausgeberschaft (geplant waren ursprünglich zehn) haben wir uns im vergangenen Jahr entschieden, Globkult künftig selbst herauszugeben. Wenn damit eine Richtungsänderung verbunden ist, dann in der Betonung des liberalen Gedankens. Die Zeit der fabrizierten Alternativlosigkeit hat auch den Liberalismus halbiert: an den Urnen wie in den Köpfen. Wenig verbindet den Reichen-Liberalismus der Weltrettung à la WEF mit der Liberalität des freien Umgangs und des Respekts für gewachsene Lebensformen, nicht zu vergessen die Kultur des freien Wortes, die in erstaunlichem Umfang unter die Räder geraten ist. Man soll dieses Wenige nicht künstlich zerschneiden, aber angesichts der allenthalben lauernden Gefahren der Zwangsbeglückung (und der Erfahrungen der letzten drei Jahre) dürften die Prioritäten einigermaßen klar sein.
Globkult ist mehr als ein politisches Magazin. Die Gründe dafür, warum sich die Politik überall vordrängt, liegen für jedermann sichtbar auf der Hand. Auf Fertigware auf Gesinnungsbasis lässt sich leicht verzichten, Kenntnisse, Analyse, fundierte Kritik und Witz sind auch in Zukunft unabdingbare Ingredienzien, wenn es, nach Hegels Diktum, die Zeit in Worte zu fassen gilt.
Ulrich Schödlbauer Renate Solbach Berlin, den 2.11.2022
Karol Czejarek: Autobiografia. Moja droga przez zycie, Zagnansk (Swietokrzyrskie Towarzystwo Regionalne) 2024, 414 Seiten
Autobiografien sind ein schwieriges Genre. Zu oft geraten sie zur Selbstbeweihräucherung oder versacken in endlosen Anekdoten. Karol Czejareks Mein Weg durch das Leben aber macht es anders. Das vor kurzem auf polnisch erschienene Werk ist nicht bloß eine Erinnerungsschau, sondern ein Dokument, das ein Jahrhundert europäischer Geschichte durch ein
Jobst Landgrebe / Barry Smith: Why Machines Will Never Rule the World. Artificial Intelligence without Fear, 415 Seiten, New York und London (Routledge), 2. Auflage 2025
Einst stellte Noam Chomsky die Frage: »Who rules the world?« Bis heute gibt es darauf eine klare und eindeutige Antwort: Solange keine Weltregierung existiert, niemand. Allerdings hat sich, so weit westliche Machtprojektion reicht, eine etwas andere Auffassung festgesetzt. Sie lautet: Wer sonst als die
Jörg Baberowski: Der sterbliche Gott. Macht und Herrschaft im Zarenreich, München (Verlag C.H.Beck) 2024, 1370 Seiten
Hierzulande löst der Name Carl Schmitt – assoziiert mit der Negativfigur des ›Kronjuristen des Dritten Reiches‹ – gewöhnlich nur moralische Entrüstung aus. Grundlegend für Schmitts politische Theorie sind Begriffe aus dem Leviathan, dem Werk des Verteidigers des Stuart-Absolutismus Thomas Hobbes. Entgegen dem demokratischen Selbstbild – der im
Arnold Schelsky: The Hype Cycle. Uppers and Downers in Our Bipolar Culture, Chicago (Carus Books) 2025, 320 Seiten.
Was ist ein Hype? Wie bei Allerweltswörtern üblich, reicht die Bedeutung weit über das ursprüngliche Feld – in diesem Fall das der Werbung – hinaus. Sie reicht von gruppenbezogener ›künstlicher Aufregung‹ bis zu mittleren und schwereren Fällen von künstlich ausgelöster ›Massenpsychose‹, ›Massenhysterie‹ und dergleichen. Es handelt sich also um Emanationen der