von Ernst Eichengrün

Der sozialdemokratische Politiker Dr. Peter Corterier aus Karlsruhe ist am 22. Februar im Alter von 80 Jahren gestorben. Er gehörte von 1969 bis 1987 mit einer kurzen Unterbrechung dem Bundestag an.

Er war in einem sozialdemokratischen Elternhaus aufgewachsen. Sein Vater war schon vor 1933 aktiv gewesen und wurde danach deshalb politisch verfolgt. Peter Corterier war also von Anfang an von der Gegnerschaft zu Diktaturen ebenso geprägt wie von der freiheitlichen Tradition seines Heimatlandes Baden.

Früh ging er in die Politik. 1965 wurde er stellvertretender Bundesvorsitzender der Jusos, danach bis 1969 deren Vorsitzender. 1968 wurde er als erster Jungsozialist Mitglied des Parteivorstandes der SPD – ein lange fälliger Verjüngungsschritt in diesem Gremium. 1969 gewann er bei der Bundestagswahl den Wahlkreis Karlsruhe direkt. Er blieb – mit einer kurzen Unterbrechung – bis 1987 im Bundestag.

Peter Corterier widmete sich vor allem der Außenpolitik. 1964 wurde er zum Vorsitzenden der Jungen Atlantischen Politiker gewählt, der Vereinigung des politischen Nachwuchses aus allen NATO-Staaten. Dort bewies er sein großes Talent, persönliche Beziehungen zu Verantwortlichen aus vielen Ländern zu knüpfen. Als MdB gehörte er später der Nordatlantischen Versammlung an, die der NATO beigeordnete Parlamentarier-Vereinigung, zu deren Präsident er bald gewählt wurde.

Dort bewies sich sein transatlantisches Engagement. Nach Wehners Wende-Rede von 1960 hatte die SPD hier noch einigen Nachholbedarf. Es ging Peter Corterier vor allem darum, Kontakte  tief in die Reihen der amerikanischen, französischen, englischen und vieler anderer Politiker aus den verbündeter Staaten hinein zu knüpfen, ebenso zu vielen außenpolitischen Beratern. Damit trug er wesentlich dazu bei, dort Verständnis und den notwendigen Rückhalt für die Ostpolitik von Willy Brandt zu wecken. Denn gerade in so zentralen Fragen reichen Spitzentreffen allein natürlich nicht für ein festes Fundament. In späteren Jahren konnte er diese Arbeit als Repräsentant der Friedrich-Ebert-Stiftung in Washington, danach als Generalsekretär der Nordatlantischen Versammlung fortsetzen.

Im Bundestag war er stellv. Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses und Vorsitzender des entsprechenden Arbeitskreises der SPD-Fraktion. 1981 bis 1982 war er Staatsminister im Auswärtigen Amt. Mit Helmut Schmidt arbeitete er eng zusammen.

In der SPD gehörte er von Anfang an zu den »Reformern«, die nach 1957 daran gingen, die SPD zu einer Volkspartei zu machen. Sein Leben lang war er ein glühender Verfechter des Godesberger Programms. Als solcher verlor er 1969 angesichts der linken Juso-Revolution natürlich den Juso-Vorsitz. Als MdB konnte er sich aber für seine politische Linie bei den »Seeheimern«, deren Vorläufer-Kreis er mitgründete, weiterengagieren. Er und seine Mitstreiter wurden damals gerne als »parteifromm« bezeichnet. Für die Linken in der SPD war es wohl unvorstellbar, dass einer sich aus freier, inhaltlicher Entscheidung für diese Linie einsetzte. Hätte er das denn unterlassen sollen, nur weil es damals auch die Politik des Vorstandes war? Dass Peter Corterier jeder Opportunismus fremd war, zeigte sich schon in den 80er Jahren, als die SPD weiter nach links gerückt, er aber nicht bereit war, das der Karriere zuliebe ebenfalls zu tun. Die Quittung dafür war dann, dass er 1987 auf der Landesliste weit nach hinten gerückt wurde.

Der SPD hätte es gut getan, wenn es mehr mit seiner Haltung gegeben hätte!

 

Der Verfasser war 1967 – 1969 Bundessekretär der Jungsozialisten und Vizepräsident des Councils of European National Youth Councils, später u.a. Vizepräsident des Gesamtdeutschen Instituts.

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