von Josef Mühlbauer
In diesem Beitrag möchte ich eine Lanze für den Frieden, genauer gesagt für die kritische Friedensforschung brechen. Die kritische Friedensforschung trägt aus meiner Sicht zur Stärkung der Demokratie bei, indem sie die strukturellen Ursachen von Gewalt, Konflikten und sozialer Ungerechtigkeit untersucht. Zudem deckt sie auf, wie diese strukturellen und hierarchisierenden Mechanismen beseitigt werden können. Demokratie wird hierbei als ein umfassender Prozess betrachtet, der sich nicht nur auf formale Institutionen beschränkt, sondern auch auf sozialer Gerechtigkeit, Inklusion und aktiver Bürgerbeteiligung basiert. Gerade in Zeiten der multiplen Krise, d.h. der ökologischen, politischen und u.a. wirtschaftlichen Krisen sind friedliche Lösungen und Alternativen gefragter denn je. Hier sind einige der Wege, die ich aufzeigen möchte, wie kritische Friedensforschung zur Stärkung der Demokratie beitragen kann und einen Beitrag zu einer nachhaltigeren und sozial gerechteren Gesellschaft leisten kann.
von Herbert Ammon
Die Erinnerung an die ›Weiße Rose‹, an den Widerstand der Geschwister Scholl und ihrer Freunde, gehört zu den historischen Gedenkriten der Bundesrepublik Deutschland. Doch wie Geschichtsschreibung allgemein stets im jeweiligen Zeithorizont stattfindet, so unterliegt Gedenken – damit auch die Geschichte der ›Weißen Rose‹ – dem zeitlich entrückten Deutungsinteresse der politischen Gegenwart.
Im öffentlichen Bewusstsein sind etwa bis heute – im Unterschied zu den Geschwistern Scholl, Kurt Huber sowie Hans Leipelt, dem Verbindungsmann zum Münchner Widerstandskreis – die Namen von sechs Angehörigen des Hamburger Zweiges der ›Weißen Rose‹, die noch bis kurz vor Kriegsende im Gefängnis und in Konzentrationslagern zu Tode kamen, wenig präsent. Die Hamburger Widerstandsgruppe um den Buchhändler Felix Jud sowie den linksorientierten Heinz Kucharski war im Herbst 1943 durch Verrat eines französischen Gestapospitzels aufgeflogen. Dem am 17. April 1945 vom ›Volksgerichtshof‹ Hamburg zum Tod verurteilten Heinz Kucharski gelang kurz vor seiner Exekution bei einem Bombenangriff die Flucht.
von Peter Brandt
Es ist offenkundig, dass die Berichterstattung der hiesigen Medien über die Kriege in der Ukraine und im Gaza-Streifen bei weitem nicht die Gesamtheit der derzeit stattfindenden bzw. andauernden kriegerischen Ereignisse mit teilweise genozidalen Zügen und in mehreren Fällen hunderttausenden Todesopfern erfasst, so in Syrien, im Jemen, im Sudan und Südsudan, in Äthiopien und in Somalia, die Interventions- und Bürgerkriege im Irak und in Afghanistan, die auf prekäre Weise beendet zu sein scheinen, deshalb beiseitegelassen. Nur jeweils flüchtig und inhaltlich meist diffus tauchten die in den letzten Jahrzehnten drei Kriege zwischen den beiden südkaukasischen Republiken Aserbaidschan und Armenien in den Nachrichten auf. Gerade dieser Konflikt verdient mehr Aufmerksamkeit – er steht in armenischer Perspektive in der Kontinuität des systematischen Völkermords im 20. Jahrhundert.
von Harald G. Dill
Ansichten eines Außerfränkischen
Es gibt Menschen, die man als omnipräsent empfindet. Im prädigitalen Zeitalter waren dies die ›Spagatprofessoren‹, die an zwei weit auseinanderliegenden Hochschulen ›gleichzeitig‹ Vorlesung hielten. Später kam ein Minister hinzu, der sich auf seinen Dienstreisen ins Ausland in der Luft begegnete. Ein anderer Politiker aus der CDU ist bekanntermaßen bei jedem Thema an jedem Ort präsent. Diese Personen sind aber alle ›Waisenknaben‹, vergleicht man sie mit dem Sonnen-Kini von Schweinau.
von Ulrich Siebgeber
1. Die einfachste Weise, Brecht zu verwechseln, besteht darin, seine Stücke auf die Bühne zu bringen. Nicht, dass sie nicht auf die Bühne gehörten, aber diese Bühne ist längst vergangen und war ohnehin nicht mehr als ein Zipfel der großen Weltbühne, die sich seither gründlich gewandelt hat. Trotzdem werden immerfort die alten Stücke gegeben, Stück für Stück, ohne dass man irgendwo den Groschen fallen hörte. Auch der Nachwuchs nimmt sich ihrer gelegentlich an, wie gerade wieder vom Berliner Ensemble demonstriert.
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