von Felicitas Söhner

Nils Hansson, renommierter Medizinhistoriker mit Schwerpunkt im Bereich ›Anerkennung in den Wissenschaften‹, nimmt in seinem neuesten Werk Wie man keinen Nobelpreis gewinnt den Nobelpreis als Maßstab für Exzellenz und Elite in der Medizin unter die Lupe.

Hansson, selbst gebürtiger Schwede, hat in den einsehbaren Akten des Nobelkomitees, die fünfzig Jahre zurückreichen, intensiv recherchiert. Sein Fokus liegt auf jenen Forschenden, die trotz wiederholter Nominierungen nie mit der begehrten Auszeichnung bedacht wurden. Das Buch gewährt einen interessanten Blick hinter die Kulissen der Nobelpreisverleihung und beleuchtet das Phänomen der ›Hidden Champions‹ im Gesundheitswesen.

Der Autor beschreibt: Wenn im Oktober die Laureaten verkündet und im Dezember die Nobelpreise in Stockholm verliehen würden, stünden außerhalb dieser Aufmerksamkeit all jene Forschenden, die die bereits gekühlten Champagnerflaschen zurück in den Keller bringen und auf das nächste Jahr hoffen: »Same procedure as last year, same procedure as every year.« (15)

Die Betonung des Scheiterns mag auf den ersten Blick ungewöhnlich erscheinen, doch Hansson hebt hervor, dass Geschichten über das Scheitern oft motivierender seien und besser im Gedächtnis blieben als reine Erfolgsgeschichten. Diese Erzählungen von Schwierigkeiten und Niederlagen sprächen die Leserschaft an und könnten dazu dienen, sich mit der eigenen Situation auseinanderzusetzen.

Die Kapitelstruktur des Buches gibt einen roten Faden vor, beginnend mit der Einleitung Brillante Verlierer und das Mysterium Nobelpreis bis hin zu Themen wie Ikonen der Medizin, noble Verlierer? und Game over – Wie man den Nobelpreis nicht gewinnt. Dabei wird eine breite Palette von Gründen, warum bestimmte Forschende leer ausgehen, untersucht – sei es aufgrund der vermeintlichen Radikalität ihrer Erfindungen, ihrer weiblichen Geschlechtszugehörigkeit oder ästhetischer Vorstellungen. Ein unkonventioneller Ansatz, der auf den ersten Blick überraschen mag, jedoch eine tiefere Erkenntnis darüber liefert, wie das Scheitern in der wissenschaftlichen Gemeinschaft betrachtet wird.

Im Zentrum des Buches steht eine alternative Geschichte der Medizin, die sich mit wegweisenden Erfindungen befasst, die heutzutage als unverzichtbar gelten. Hanssons Werk verspricht einen äußerst gelungenen, komplexen historischen Einblick, der nicht nur für die Fachwelt, sondern auch für einen breiten Lesekreis von großem Interesse ist.

Das Geleitwort von Frank Elstner empfiehlt das Buch allen, die sich für die innovativsten Forscherinnen und Forscher interessieren. Die Engländer haben dafür einen passenden Ausdruck: ›It’s dynamite!‹. Eine treffende Einschätzung für ein Werk, das nicht nur medizinhistorisches Neuland betritt, sondern auch einen impulsgebenden Diskurs über die Definition von Erfolg und Scheitern in der Wissenschaft anregt.

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