von Lutz Götze

Der Terminus stammt von Arthur Schopenhauer, genauer: Er hat ihn von Aristoteles übernommen: Unter Rückgriff auf des Griechen »Sophistische Widerlegungen« definierte er:

»Eristische Dialektik ist die Kunst zu disputiren, und zwar so zu disputiren, daß man Recht behält, also per fas et nefas. Man kann nämlich in der Sache selbst objective Recht haben und doch in den Augen der Beisteher, ja bisweilen in seinen eignen, Unrecht behalten. Wann nämlich der Gegner meinen Beweis widerlegt, und dies als Widerlegung der Behauptung selbst gilt, für die es jedoch andre Beweise geben kann; in welchem Fall natürlich für den Gegner das Verhältniß umgekehrt ist: er behält Recht, bei objektivem Unrecht. Also die objektive Wahrheit eines Satzes und die Gültigkeit desselben in der Approbation der Streiter und Hörer sind zweierlei. (Auf letztere ist die Dialektik gerichtet).
Woher kommt das? – Von der natürlichen Schlechtigkeit des menschlichen Geschlechts. Wäre diese nicht, wären wir von Grund aus ehrlich, so würden wir bei jeder Debatte bloß darauf ausgehn die Wahrheit zu Tage zu fördern, ganz unbekümmert ob solche unsrer zuerst aufgestellten Meinung oder der des Andern gemäß ausfiele: dies würde gleichgültig, oder wenigstens ganz und gar Nebensache seyn….Die angeborne Eitelkeit, die besonders hinsichtlich der Verstandeskräfte reizbar ist, will nicht haben, daß was wir zuerst aufgestellt sich als falsch und das des Gegners als Recht ergebe. Hienach hätte nun zwar bloß Jeder sich zu bemühen nicht anders als richtig zu urtheilen: wozu er erst denken und nachher sprechen müßte. Aber zur angebornen Eitelkeit gesellt sich bei den Meisten Geschwäzzigkeit und angeborne Unredlichkeit. Sie reden ehe sie gedacht haben und wenn sie auch hinterher merken, daß ihre Behauptung falsch ist und sie Unrecht haben; so soll es doch so scheinen als wäre es umgekehrt. Das Interesse für die Wahrheit, welches wohl meistens bei Aufstellung des vermeintlich wahren Satzes das einzige Motiv gewesen, weicht jetzt ganz dem Interesse der Eitelkeit: wahr soll falsch und falsch wahr scheinen«. (Schopenhauer 1818-1830: 130f.)

Aristoteles hatte, in Auseinandersetzung mit den Sophisten Protagoras, Gorgias und anderen, seine dialektische Methode entwickelt, um deren Versuchen, mit Hilfe logischer Schlüsse im Dialog mit Andersdenkenden überzeugend zu wirken, zu widersprechen. Ihnen gehe es, so Aristoteles, nicht um Wahrheitsfindung, sondern um Anerkennung, möglicherweise auch um einen, freilich geringen, Grad an Wahrscheinlichkeit ihrer Aussagen: im Grunde aber um Täuschung. Voraussetzung dessen war ein Feuerwerk an Rhetorik, ein Blendwerk des stilistisch gelungenen Sprechens. In seinen »Sophistischen Widerlegungen« analysierte der Grieche auf der Grundlage der Logik die falschen Aussagen und Lügen der Sophisten. Wir Heutigen folgen ihm methodisch, wenn wir, mithilfe reiner oder praktischer Vernunft, wahrheitswidrige Aussagen als ›Haarspalterei‹ oder ›Sophisterei‹ kritisieren. Freilich leider allzu selten.

Sophisterei und Rechthaberei sind zwei Seiten einer Medaille. Beispiele, in und mit Sprache zu blenden, den Anderen zum Schweigen zu bringen und dabei nichts als Unwahrheiten zu formulieren, gibt es in Hülle und Fülle. Ein besonders schlagendes ist die Übergeneralisierung: Was hat man nicht alles über ›den Deutschen‹ gesagt und geschrieben: Die Deutschen sind einzeln ganz brav und tüchtig, als Nation sind sie miserabel (Johann Wolfgang Goethe), Die Deutschen sind ohne Galle wie die Tauben, wer aber ohne Galle ist, ist ohne Verstand (Arthur Schopenhauer), Deutschsein heißt eine Sache um ihrer selbst willen tun (Richard Wagner), Wir Deutschen fürchten Gott, sonst nichts auf der Welt (Otto von Bismarck). In ihrer Totalität rufen sie bei Vielen eher Widerspruch hervor, jedoch, cum grano salis, wird irgendetwas als richtig empfunden und wirkt fort. Ein Gesprächspartner empfindet ähnlich und formuliert es entsprechend. Die Glaubwürdigkeit, genauer: der Wahrheitsgehalt, nimmt an Stärke zu. Am Ende gilt der ganze Satz als wahr.

Von ähnlicher Wirkungskraft sind vermeintliche Argumente dieser Art: ›Eine Frau ist…‹, ›Ein Mann ist…,‹ ›Ein Franzose ist…‹. Sie gedeihen allenthalben und allzeit, jedoch besonders wirkungsvoll in Zeiten der Krise und wachsender Spannungen. So auch jetzt, in Zeiten der Pandemie: Anfangs mochten sie noch einen gewissen Witz enthalten, etwa zur Zeit der beginnenden Hamsterkäufe wegen der Corona-Krise: ›Der Deutsche hamstert Toilettenpapier, der Italiener Chianti und Spaghetti, der Franzose Rotwein und Kondome‹.

Doch binnen kurzem änderte sich der Tonfall und glitt ab in Häme und Hass: Auf der Suche nach Schuldigen der Covid-19-Pandemie wucherten Botschaften, in denen Andersdenkende, Andersrassige oder Andersgläubige als heimtückische Verbrecher denunziert wurden.

War da was?

Hatte über Wochen hinweg eine überwältigende Mehrheit der Deutschen die einschränkenden Maßnahmen des Bundes und der Länderregierungen gutgeheißen, so äußerten sich, gewissermaßen über Nacht, immer mehr Menschen hierzulande empört über eine vermeintlich unerträgliche Beschneidung ihrer Grundrechte: Eine bunte Mischung aus verunsicherten Bürgern, Esoterikern, Verschwörungsjüngern, Impfgegnern und, in zunehmendem Maße, Rechtsradikalen und Autonomen der sogenannten linken Szene demonstrierte zu Tausenden gegen die Auflagen, die bei genauer Betrachtung im Vergleich zu Nachbarländern wie Spanien oder Frankreich harmlos waren: ›War da was?‹ Die aufgrund vernünftiger Regelungen wie Mundschutz und Distanzwahrung sinkenden Zahlen der Infizierten und Toten in Deutschland waren für die Demonstranten das Motiv zu behaupten, das Virus sei eine reine Erfindung oder, schlimmer noch, eine chinesische Züchtung, um, wahlweise, Demokratien oder zumindest ›den‹ Kapitalismus endgültig zu beseitigen. Also sei es das Gebot der Stunde, alle Restriktionen so schnell wie möglich wieder aufzuheben und zur ›Normalität‹ zurückzukehren, denn – so ein literarisch Halbgebildeter –»Die Kategorien sind in der schändlichsten Verwirrung«, wie Georg Büchner seinen König Peter im Lustspiel Leonce und Lena klagen lässt. Manche Teilnehmer sogenannter ›Hygiene-Demos‹ entblödeten sich nicht, ein Grundrecht auf Reisefreiheit, das es bekanntlich nicht gibt, für sich einzufordern: ›Ich will nach Malle!‹ Es ging um Mallorca. Schon Friedrich Schiller klagte: »Verstand ist stets bei wenigen nur gewesen.«

Soziologen, nie verlegen, für alles und nichts sofort eine Erklärung zu (er)finden, sprachen fortan von einem ›Präventionsparadox‹: Gemeint war wohl, dass das vernünftige präventive Verhalten Vieler vor allem Unvernunft, Lügen und Hass Weniger erzeuge. Das freilich ist mitnichten neu.

Für den mit den Feinheiten der deutschen Sprache Vertrauten wurde hingegen das Wesen eines Homonyms erneut bewiesen: Ein Wort hat mehrere, gelegentlich sogar sich widersprechende Bedeutungen. Etwa das Verb beschränken: Bezeichnet es einerseits gewisse einschränkende Regelungen wie etwa das Demonstrationsrecht, so verweist es andererseits, zumal in seinem Partizip, auf ein geringes Maß an Verstand, ganz im Schillerschen Sinne.

Herdenimmunität

Über kaum einen anderen Begriff ist in dieser Corona-Pandemie so heftig gestritten worden wie über eben diesen: ›Herdenimmunität‹. Wesentlich für sein Verständnis sind dabei Überlegungen des englischen Philosophen und Ökonomen John Stuart Mills aus dem 19. Jahrhundert, die gemeinhin unter dem Begriff des Utilitarismus zusammengefasst werden: Das Individuum steht im Zentrum und soll unter allen Umständen gefördert werden; der Staat spielt eine sekundäre Rolle. Denn: Was gut ist für den Einzelnen, ist auch gut für die Gesellschaft! Dabei spielt das Nützliche eine wesentliche Rolle, ethische Fragen sind ihm unterzuordnen: Ökonomie steht über allem.

Auf Seuchen übertragen, gilt entsprechend, die als resistent geltenden Jungen und Starken zu ›durchseuchen‹ – also zu infizieren –, bis ein Grad von etwa siebzig Prozent der Gesellschaft erreicht und die so entstandene ›Herde‹ immun sei gegen weitere Infektion. In dieser Zeit müssten die als infektionsanfällig geltenden alten und vorerkrankten Menschen isoliert werden. Für die große Masse der Gesellschaft, also zumal die Jungen, brauche es, so die Theorie weiter, keine Einschränkungen oder gar Verbote. Wirtschaft und Dienstleistungsunternehmen könnten ungehindert tätig sein.

Schweden ist diesem Modell gefolgt; die Zahl der am Virus Gestorbenen ist freilich erschreckend hoch, auch jene der Jungen. Großbritannien und die Niederlande hingegen haben, nach verheerenden Infektions-und Todeszahlen, ihren Kurs radikal geändert und, wie alle anderen europäischen Länder, die Einschränkungen im öffentlichen Leben übernommen.

Ein Rechenexempel: Folgte man radikal dem Theorem der ›Herdenimmunität‹, müssten in Deutschland etwa 50 Millionen Menschen ›durchseucht‹ werden. Bei einer als eher günstig anzunehmenden Letalitätsrate von einem Prozent der Bevölkerung ergäbe das etwa 500.000 Tote! Absurd!

Praktisch kommt als weiteres Gegenargument hinzu, dass es – wie Südkorea, Taiwan und auch europäische Länder beweisen – keineswegs sicher ist, ob junge Menschen wirklich immun gegen das Virus sind, zumal, wenn auch sie bereits Vorerkrankungen oder Dauerschäden aufweisen.

Überlegungen solcher Art freilich fechten die Protagonisten der ›Herdenimmunität‹ keineswegs an. Sie bauen darauf, dass junge Menschen immun gegen das Virus seien, und fordern deshalb die Lockerung jeglicher Art von Restriktionen für eben diese Mehrheit der Gesellschaft: Parolen der Rechthaberei überschwemmen das Internet und die Demonstrationen. Da werden Corona-Maßnahmen mit Menschen-Experimenten der Nazis in Konzentrationslagern verglichen und Impfungen als Angriffe gegen Bürger verstanden mit der Inkaufnahme von Tötungen. Verschwörungsmythen haben Hochzeit; die Sophisten der Gegenwart überbieten einander in Untergangsszenarien. Doch die Sprache des Hasses hat blutige Folgen: Gewaltexzesse gegen Polizisten und Journalisten sind an der Tagesordnung.

Was raten Aristoteles und Schopenhauer gegen die Rechthaberei?

Was also tun gegen eine wachsende Gruppe von Unbelehrbaren und zunehmend Gewaltbereiten: Verschwörungsmystiker, Spinner, Rechtsradikale, Untergangspropheten, Esoteriker, Impfgegner, Hassprediger und andere Wirrköpfe, die vermeintlich für Grundrechte streiten und doch nur das eigene kleine Ego im Auge haben? Die es nicht einmal aushalten, für wenige Wochen kleine Einschränkungen auf sich zu nehmen, weil sie unfähig sind, mit sich selbst etwas Vernünftiges anzufangen und stattdessen ›Events‹ und sonstige Ablenkungen brauchen, um ihre Leere und Langeweile zu ertragen?

Hilft der Hinweis, die Generation der Älteren und deren Eltern hätten in Kriegszeiten und Bombennächten, zumal in Berlin, Köln, Dresden und Hamburg, weit Schlimmeres durchgemacht als die jetzt verhängten und bereits Mitte Mai, unvernünftigerweise, wieder gelockerten Beschränkungen? Eher wenig, muss der Betrachter resigniert feststellen, angesichts der grassierenden Unkenntnis der Masse, wenn es um Geschichte oder sonstiges Wissen geht. Jahrelange Berieselung mit seichten Themen in den Medien und Falschinformationen in den asozialen Netzwerken bleiben schließlich nicht ohne Folgen.

Eher erfolgreich dürfte hingegen der vernünftige Versuch sein, die Rechthaber mit Gegenargumenten auf das Brüchige oder Widersprüchliche, vor allem Wahrheitswidrige, ihrer Argumentation hinzuweisen. Das könnte vor allem bei jenen gelingen, die in ihren Verschwörungsmythen noch nicht vollständig verfangen und noch einen Blick auf die Wirklichkeit zu werfen in der Lage sind. Der Versuch sollte deshalb stets gemacht werden.

Aristoteles empfiehlt im 34. Kapitel seiner »Sophistischen Widerlegungen« das mäeutische Verfahren. Mäeutik, im Wortsinne die Hebammenkunst, war die Methode des Sokrates, den Dialoggegner durch beständiges Fragen zu widerlegen oder zumindest in seiner Auffassung zu erschüttern, mithin die Wahrheit ans Licht zu befördern: gleich der Geburt eines Kindes.

Aristoteles geht freilich darüber hinaus, indem er auch eine Thesis, also eine Antwort/einen Satz, anfügt:

»...so habe ich nicht blos die genannte Thätigkeit zum Gegenstand meiner Untersuchung genommen, nämlich die Fähigkeit zur Führung der Rede als Fragender, sondern auch das Geschick, mit gleichen Mitteln die Rede als Antwortender aufzunehmen und den aufgestellten Satz zu vertheidigen. Den Grund dafür habe ich schon angegeben, da ja auch Sokrates auf diese Weise zwar Fragen stellte, aber nicht als Antwortender auftrat, weil er eingestand, daß er nichts wisse..« (Aristoteles 1883:71).

Arthur Schopenhauer nennt in seiner »Eristischen Dialektik« eine Vielzahl von Kunstgriffen, um die Aussage des Dialoggegners zu widerlegen. Hier ist einer: Der Gegner äußert einen Allsatz, also eine Auffassung, die allgemeine Gültigkeit beansprucht, etwa in der jetzigen Pandemie-Krise: ›Alle Wissenschaftler, nicht nur die Epidemiologen und Virologen, sind käuflich!‹ Hier genüge, würde Schopenhauer, lebte er heute, argumentieren, zur Widerlegung ein einzelnes oder mehrere Beispiele von Wissenschaftlern anzuführen, die nachgewiesenermaßen nicht korrupt sind.

Ein anderes Beispiel der modernen Verschwörungsmystiker wären Sätze aus dem Brief katholischer Bischöfe gegen die Corona-Beschränkungen. Einer von mehr als 20000 Mitunterzeichnern war Gerhard Ludwig Müller, deutscher Kardinal und früherer Präfekt der Glaubenskongregation, der Nachfolgerin des ›Heiligen Offiziums‹ im Mittelalter, das für die Hinrichtung vermeintlicher Häretiker zuständig war: ›Diese illiberalen Maßnahmen sind der beunruhigende Auftakt zur Schaffung einer Weltregierung, die sich jeder Kontrolle entzieht‹. Das Coronavirus werde als ›Vorwand‹ benutzt, um die ›Auslöschung der christlichen Zivilisation‹ zu befördern.

Gegen einen derartigen Verschwörungsmythos, könnte, so würde heute vermutlich Schopenhauer argumentieren, ein Hinweis auf den weltweiten Protest von Katholiken, darunter der Deutschen Bischofskonferenz und dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken, helfen – immer vorausgesetzt, der oder die Verfasser und Unterzeichner wären bereit, einzugestehen, sie hätten vorschnell unterschrieben und zuvor nicht ausreichend nachgedacht.

Im achten Kunstgriff rät Schopenhauer zur Widerlegung eines rechthabenden Diskutanten, »den Gegner zum Zorn reizen: denn im Zorn ist er außer Stand richtig zu urtheilen und seinen Vortheil wahrzunehmen. Man bringt ihn in Zorn dadurch daß man unverholen ihm Unrecht thut und schikanirt und überhaupt unverschämt ist« (Schopenhauer 1818-1830: 145). Ein freilich eher problematisches Vorgehen aus unserer Sicht!

Sinnvoller und wirksamer ist Schopenhauers Kunstgriff 30 (Schopenhauer 1818-1830: 151). Unter Rückgriff auf Senecas Satz Unusquisque mavult credere quam iudicare rät Schopenhauer, den Dialogpartner zu widerlegen, indem man eine Autorität anführt, die das Behauptete verneint. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass diese Autorität vom Partner anerkannt wird. Das ginge etwa so: A: ›Die Anti-Corona-Demonstranten streiten für ihre Grundrechte!‹ B: ›Aber du weißt doch, schon der Bundespräsident hat vor denen gewarnt!‹

Noch ein Ratschlag Schopenhauers zur Widerlegung dessen, der stur und rechthaberisch ist: Im Kunstgriff 32 empfiehlt er, eine Behauptung dadurch zu entkräften oder lächerlich zu machen, dass man sie unter eine allgemein verhasste oder unglaubwürdige Kategorie stellt. Etwa so: ›Das ist doch reiner Mystizismus!‹ Oder auch: ›Das ist doch kruder Marxismus/stalinistischer Wahnsinn!‹

Und schließlich ein umgekehrter Rat im Kunstgriff 33, der, leider, heutzutage Erfolg verspricht: angesichts der ubiquitären Wissenschaftsphobie und der Abneigung, Probleme nicht grundsätzlich und im Zusammenhang zu bedenken, sondern lieber die schlichte Vereinfachung zu bevorzugen: Der Dialoggegner A stellt eine, im Grunde richtige, Behauptung auf, der B nicht widersprechen kann oder will. Also flüchtet er in den Sophismus: ›Das mag ja in der Theorie richtig sein, in der Praxis ist es falsch‹. Schon ist der Gegner geschlagen und B, obwohl in der Sache falsch argumentierend, hat gewonnen. Denn er und die Zuhörer befolgen Albert Einsteins Satz nicht oder nur ungern: ›Es gibt für jedes komplexe Problem eine einfache Lösung‹ (Kommentar: Dem stimmen alle gern zu, wollen aber nicht Einsteins Folgesatz akzeptieren). Der lautet nämlich: ›Und die ist falsch!‹

Zu hoffen bleibt, dass wir Heutigen Lehren aus der forensischen Debattenkunst und den Erörterungen des Aristoteles wie Schopenhauers ziehen, um während Pandemien wie auch in ruhigeren Zeiten vernünftig und taktvoll miteinander umzugehen, statt Hassbotschaften und Verschwörungsmythen zu verbreiten.

Geschrieben von: Götze Lutz
Rubrik: Gesellschaft