von Markus C. Kerber
Auch für die laufende Wahlperiode des Europäischen Parlaments wollte er trotz fortgeschrittenen Alters und nach mehr als 30 Jahren Karriere in Brüssel erneut kandidieren. Erst ein Machtwort von NRW-Ministerpräsident Laschet führte dazu, dass der EP-Langzeitabgeordnete Elmar Brok sich auf das politische Altenteil zurückziehen musste. Im Europäischen Parlament war Brok durch seine stürmische Lobbyarbeit nicht nur für die europäische Causa, sondern auch für unterschiedlichste Unternehmen wie Weltbank und Bertelsmann aufgefallen. Auffällig waren auch sein schlechtes Englisch, seine ungehobelten Manieren und der bäuerliche Auftritt, mit dem Brok im Members Club des Parlaments so manchem englischen Tory zu der Frage veranlasste: ›Habt Ihr in Deutschland eigentlich keine Gentlemen mehr?‹
Doch wer glaubte, der ewige Europalobbist Brok – seines Zeichens ohne Berufsabschluss und mehr durch einen Zufall als durch sein Verdienst in das Europäische Parlament vor Urzeiten gelangt – würde sich mit einer Rolle als Beobachter am Spielfeldrand begnügen, der hat sich geirrt. Die Netzwerke Broks mit den öffentlich-rechtlichen Sendern funktionieren nach wie vor wie geschmiert. Obschon Brok keinerlei Mandate mehr hat, wird er von den Staatsfunkern dem bundesdeutschen Publikum weiterhin als Autorität präsentiert. Kurz nachdem Joe Biden zum neuen Präsidenten der USA gewählt wurde, hatte Brok die Gelegenheit, seinen Gefälligkeitsjournalisten Langzeitinterviews zu gewähren. Dabei tat er so, als angele er einmal pro Woche mit Joe Biden am Hudson River. Auch am 3.12.2020 als nach einem Kommentator zur Würdigung von Giscard d' Estaing gesucht wurde, war der Moderator des Deutschlandfunks, Tobias Armbruster, ein Journalist der die Beeinflussung durch Suggestivfragen meisterhaft beherrscht, keineswegs verlegen, den altgedienten Brok aus der Reserve zu locken. Wiederum erhielt der aufmerksame Zuhörer den fälschlichen Eindruck, als sei Brok auf den verschiedenen Anwesen Giscard d'Estaings fast wöchentlich zum Frühstück eingeladen gewesen. Dabei wusste man in Giscards Umgebung wie sehr der aristokratische Franzose den plumpen Brok als typischen Europroleten, der Deutschland nicht würdig sei, verachtete.
Aber all dies kann Brok nichts anhaben. Aus dem ostwestfälischen Schloss Holte Stukenbrock stammend, scheint er gegenüber allen Anfechtungen ob seiner Person, seiner Integrität und seiner professionellen Defizite resistent zu sein. Auch Zeitungsberichte in englischsprachigen Medien über Besuche Broks als Ukrainebeauftragter der EU in diversen Etablissements Osteuropas saß Brok auf der linken Backe ab. Doch abgesehen von den proletenhaften Umgangsformen desjenigen Mannes, der Ostwestfalen so einseitig in Brüssel vertreten hat, repräsentiert Brok, wie nur wenige andere deutsche Europapolitiker den unbedingten Willen, Deutschland in Europa aufgehen zu lassen, die deutsche Demokratie in Brüssel zum Verschwinden zu bringen und sich hierfür auch noch feiern zu lassen. Immerhin Brok, ein Mann mit nur entfernt aristokratischen Manieren, ohne jede Französischkenntnisse und abgebrochenem Studium konnte während der Sendung mit Deutschlandfunkpropagandist Tobias Armbruster unwidersprochen behaupten, im Beirat der Giscard-Stiftung zu sein. Auf der Webseite besagter Stiftung findet man von Brok keine Spur. Offenbar hatte der Deutschlandfunk vor dem Interview seine öffentlich-rechtliche Pflicht zur gewissenhaften Recherche nicht ernsthaft wahrgenommen.